Gemeinde Gailingen

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Historisches aus der Gemeinde

Aus dem Jahre 965 stammt die älteste Urkunde, die den Namen der wohl ins 5. Jahrhundert n. Chr. zurückreichenden Alemannensiedlung Gailingen überliefert. 

Nicht nur die Namensform ("Geilingen" = bei den Leuten des Geilo) lässt auf ein hohes Alter dieser Gemeinde schließen, sondern auch die Rolle, die Gailingen jahrhundertelang als zentraler Kirchenort spielte.

Der Gailinger Pfarrsprengel umfasste früher außer Gailingen noch Obergailingen, Dörflingen, Randegg, Buch und Gottmadingen.

Der "adelige Flecken" Gailingen zählte bis 1806 als reichsritterschaftlicher Ort zum Ritterkanton Hegau-Allgäu-Bodensee.

Als früheste bekannte Ortsherren lassen sich seit dem 11. Jahrhundert Mitglieder einer Adelsfamilie nachweisen, die sich nach unserem Ort "von Gailingen" nannten. Die Herren von Gailingen dürfen als Erbauer der Burg gelten, die nordwestlich des Dorfes auf einem nach Süden vorspringenden Sporn des Rauhenberges lag und an die noch heute der Name "Bürgli-Schloss" erinnert.

Über die Habsburger gelangten im 14. Jahrhundert "Zwing und Bann", d. h. die Ortsherrschaft mit der Niedergerichtsbarkeit an die Herren von Randegg, 1520 an Ritter Hans Amstad, den Gemahl der Agnes von Randegg.

Der Löwenkopf im Wappen der Gemeinde Gailingen erinnert noch heute an die Herren von Randegg, während die drei goldenen Hirschstangen auf blauem Grund auf die frühere Zugehörigkeit Gailingens zur Landgrafschaft Nellenburg hinweisen.

1556 kaufte Gebhard II. von Schellenberg einen Teil der Vogteirechte und Besitzungen in Gailingen. Ein Drittel der niederen Gerichtsbarkeit hatte die Stadt Schaffhausen schon 1540 erworben. Es gab demnach zwei Orts- und Gerichtsherren in Gailingen, einerseits die Stadt Schaffhausen mit einem Drittel, andererseits die Freiherren von Schellenberg mit zwei Dritteln. So blieb es auch unter den Nachfolgern der Freiherren von Schellenberg: den Herren von Reinach, den Spätz von Zwiefalten, den Grandmont von Ulm, de Beurnier und von Liebenfels. Aus der Zeit, als Gailingen liebenfelsisch war, stammt das um 1750 erbaute Schlösschen neben der Pfarrkirche.

Eine rechtliche Sonderstellung nahm Obergailingen ein, das dem Dominikanerinnenkloster St. Katharinenthal bei Diessenhofen gehörte und eigene Gerichtsbarkeit hatte. Inhaber der Landeshoheit und der hohen Gerichtsbarkeit über Gailingen war seit 1465 das Haus Habsburg-Österreich.

Mit Genehmigung des Ortsherrn und des österreichischen Oberamts in Stockach haben sich zwischen 1655 und 1657 jüdische Familien in Gailingen niedergelassen. Im Jahr 1734 war die Judengemeinde bereits auf 18 Familien angewachsen; noch vor 1800 wurde die erste Synagoge errichtet.

Später entstand in Gailingen eine israelitische Schule, ein Kranken- und Pfründnerhaus sowie ein Alters- und Gebrechlichenasyl für alle badischen Juden. Dieses nach dem badischen Großherzog Friedrich I. benannte Friedrichsheim wurde im Jahr 1950 vom Landkreis Konstanz erworben und beherbergt heute die Kreisaltenpension.

Die Infrastruktur umfasste eine Gasversorgung sowie ein Schlachthaus.

Die Blütezeit der jüdischen Gemeinde in Gailingen fällt in das 19. Jahrhundert. 1855 gab es in Gailingen 908 jüdische und 950 christliche Gemeindemitglieder. Damals war Gailingen die drittgrößte Gemeinde im heutigen Landkreis Konstanz. Von 1870 bis 1884 hatte Gailingen sogar einen jüdischen Bürgermeister und seit 1877 wurden sämtliche Kinder des Dorfes in einer simultanen christlich-jüdischen Volksschule unterrichtet.

Der Nationalsozialismus hat die blühende Gemeinschaft der Israeliten in Gailingen und das gut funktionierende Zusammenwirken des jüdischen und des christlichen Bevölkerungsteils gewaltsam zerstört. Am 22. Oktober 1940 wurden mehr als 200 Gailinger Juden in Konzentrationslager verschleppt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Gailingen seine innere Struktur und seine äußere Gestaltung grundlegend geändert, insbesondere durch die Kliniken Schmieder Stiftung & Co. (seit 1950) und das Jugendwerk Gailingen e. V. (seit 1972).

Auch die evangelische Kirche, die 1956 ein neues Gotteshaus erstellte, die katholische Pfarrgemeinde, die 1966 die Kirche St. Dionysius renovierte, und die politische Gemeinde, die 1966 eine neue Schule mit Mehrzweckhalle einweihen konnte, haben an dieser Entwicklung mitgewirkt.

Die bis heute 3.000 Einwohner zählende Gemeinde Gailingen hat sich während des letzten Vierteljahrhunderts von einem früher überwiegend auf Landwirtschaft und Kleinhandel ausgerichteten Dorf zu einem von modernen Klinikanlagen und vom Tourismus geprägten Gemeinwesen gewandelt.

Im Jahre 1977 erhielt Gailingen die staatliche Anerkennung als Erholungsort.

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Das Wort "Wappen" stellt die niederdeutsche Sprachform des Wortes "Waffen" dar. Es tauchte erstmals im 12. Jahrhundert in der speziellen Bedeutung von "Waffenzeichen" auf. Die ersten Wappen sind Zeichen mit Fernwirkung, die auf Schild, Helmen, Rüstungen, farbigen Bannern und Pferdedecken angebracht wurden.

Als umfassende Kulturerscheinung verbreitete sich das Wappenwesen sehr schnell über die Kreise des Adels hinaus, und schon im 15. Jahrhundert lassen sich sehr viele bürgerliche Wappen nachweisen.