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Gemeinde Gailingen (Druckversion)

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Grenzenlose Kunst am Hochrhein

Brücken bauen für ein Miteinander
 
 
Die alte Holzbrücke über den Rhein zwischen Diessenhofen (Schweiz) und Gailingen (Deutschland) stand vergangenen Sonntag im Mittelpunkt des zweiten Kulturellen Begegnungstages. Viele Gäste aus beiden Ländern kamen zusammen, um die Freundschaft und das gute Miteinander zu feiern.
 
Mit Bohrer, Hammer, Herz und Hingabe fiel hierzu letzten Mittwoch im Kurgarten im Rahmen der grenzüberschreitenden Kunstaktion „Brücken bilden“ der Startschuss für dieses außergewöhnliche Kunstprojekt Dort entstand eine Hälfte einer symbolischen Brücke – die andere wurde zeitgleich im benachbarten Diessenhofen auf Schweizer Seite errichtet.
 
Das Projekt ist Teil des internationalen HochRheinKunst-Projektes und wurde von Kurator Gunnar Seitz und Lucia Cavegn(Kultusbeauftragte der Stadt Diessenhofen) initiiert. Die künstlerische Leitung liegt bei dem renommierten Schweizer Künstler Adrian Bütikofer aus Kirchberg bei Bern, der für seine Werke im öffentlichen Raum mehrfach ausgezeichnet wurde. Sein Konzept: Eine Installation, die sinnbildlich für das Zusammenwachsen über Grenzen hinweg steht – buchstäblich und im übertragenen Sinn.
„Das Verbindende steht im Mittelpunkt“, betont Bütikofer. „Die Brücke entsteht durch gemeinsames Tun. Es ist ein starkes Zeichen für den Frieden, für Austausch und Verständigung. Dass so viele Menschen mithelfen, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit.“ Mit sichtlicher Rührung dankte er den Schirmherren und den zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfern. Einer von ihnen war Fritz Martin, 82 Jahre alt, der schmunzelnd sagte: „Ich wollte mithelfen, Brücken über den Rhein in die Schweiz zu bauen. Das macht Spaß und fasziniert mich.“
 
Gemeinsam wurden die beiden Brückenhälften nun am Sonntag auf der Rheinbrücke vereint.  Der Höhepunkt, auf den alle mit Spannung hinarbeiteten.
Das Programm des 2. Kulturellen Begegnungstages begann im Jüdischen Museum in Gailingen, wo Museumsleiterin Dr. Ina Appel die zahlreich erschienenen Gäste begrüßte.
 
Bürgermeister Dr. Thomas Auer (Gailingen) und Stadtpräsident Markus Birk (Diessenhofen) erzählten abwechselnd die bewegte Geschichte und die Bedeutung der Brücke. Sie ist ein Symbol für Austausch, Hoffnung und Verbindung – damals wie heute.
Sie wurde im Laufe der Zeit oft zerstört und immer wieder wiederaufgebaut. Auch während des Zweiten Weltkriegs spielte sie eine wichtige Rolle, zum Beispiel als Fluchtweg. Ein Zeitzeuge, der 90-jährige Bruno Hilpert, seine Familie stammt aus Gailingen, erinnerte sich im Detail an die Bombardierung der Brücke im Jahr 1944. Der Brückenkopf auf Gailinger Seite wurde stark getroffen und das ehemalige Gasthaus Schiff und das Zollgebäude zerstört. In Diessenhofen wurden damals über 200 Gebäude in Mitleidenschaft gezogen. Reparationen wurden von den Amerikanern an die Schweiz nicht geleistet. Die Schweizer Gebäudeversicherung übernahm die Kosten und die Brücke wurde im historischen Stil wiederhergestellt. In schlechter Erinnerung bleibt auch die hermetische Abriegelung der Brücke in jüngster Zeit während der Corona Pandemie.
 
Ein Höhepunkt war dann die Kunstaktion „Brücken bilden“: Feuerwehrleute aus beiden Orten zogen symbolisch zwei Brückenteile zur Mitte, begleitet von den Musikkapellen aus Gailingen und Diessenhofen. In der Mitte der Brücke, an der Staatsgrenze trafen sie sich. Ein starkes Zeichen für Zusammenkommen, Freundschaft und Zusammenhalt.
 
Lucia Angela Cavegn, Kulturbeauftragte aus Diessenhofen dankte allen mitwirkenden sowie den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern, die zum Gelingen beigetragen haben – darunter auch drei Frauen aus der Ukraine, die in Gailingen leben.
 
Die Pfarrer beider Gemeinden segneten das Kunstwerk und sprachen über Frieden, Menschlichkeit und das Miteinander. Pfarrer Claudius Stoffel mahnte: „Bauen wir Brücken, keine Mauern.“
 
Zum Abschluss gab es einen Apéro und ein Platzkonzert bei den Pontonieren in Diessenhofen direkt am Rhein. Menschen aus beiden Gemeinden feierten gemeinsam, wie schon früher bei Brückenfesten und Brückengottesdiensten über die Grenze hinweg.
Dieser Tag hat gezeigt: Die Brücke lebt. Sie verbindet nicht nur Länder, sondern vor allem Menschen.
 
Nach dem Brückenschluss bleibt nun jede der beiden Hälften für neun Monate exemplarisch für die Verbundenheit am jeweiligen Rheinufer stehen – ein dauerhaftes Zeichen für die gelebte Nachbarschaft zwischen Deutschland und der Schweiz.
 
Die Aktion „Brücken bilden“ ist mehr als ein Kunstprojekt: Sie bildet den Auftakt zu einer Reihe gemeinsamer Kunstprojekte am Hochrhein und ist eine Einladung zum Dialog, eine Hommage an die gute Nachbarschaft – und ein sichtbares Symbol für das, was möglich ist, wenn Menschen gemeinsam an einem Strang ziehen.
 Weitere Informationen: www.adrian-buetikofer.ch oder Instagram @adrian_bueti
 
Bericht: Heinz Brennenstuhl

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